Dienstag, 31. Mai 2011

Lieber Stephan!

Lieber Stephan!

Eigentlich bräuchte ich dir ja gar nicht zu schreiben. Wie letztens am Telefon besprochen ist nach wie vor alles hardcore-beschissen und ich hab nur meinen Aufenthaltsort gewechselt_ dazu aber ein anderes Mal persönlich. 

Morgen hab ich jedenfalls Hearing an der Medienakademie in Salzburg. Die wollten doch in den letzten Tagen Einiges von mir in ihrem Jahrbuch veröffentlichen_ vielleicht magst du dir bei Gelegenheit einen meiner Bewerbungstexte über die elektronische Gesundheitsakte durchlesen. Könnte dich sogar amüsieren…

Scharfe Kritik wird am vorliegenden Gesetzesentwurf zur Umsetzung der
Elektronischen Gesundheitsakte, kurz ELGA, geübt.

Mehrere Personen aus dem Dunstkreis der Sozialversicherung und des
Gesundheitsministeriums stehen unter Verdacht, sich damit ein millionenschweres
Denkmal auf Kosten der Steuerzahler setzen zu wollen. Ein Fanbrief bestätigt jedoch
das Gegenteil:


Liebe ELGA!

Nach Abschluss der jahrelangen Vorarbeiten hast du nun endlich Gestalt angenommen. Trotz deines zarten Alters musst du schon viel Kritik aushalten. Viele halten dich sogar für ein „gefährliches Monstrum“.

Dabei meinst du es doch nur gut. Besser, einfacher und sicherer willst du unser Gesundheitswesen machen.

Und das obwohl das heimische Gesundheitssystem im Vergleich aller 27 EU-Mitgliedstaaten als eines der besten gilt. Im Jahre 2007 hat Österreich sogar den ersten Rang belegt.

Mit dir wird ein neues Gesundheitsinformationssystem geschaffen. Sämtliche Dokumente und Befunde aller krankenversicherten Personen werden elektronisch gespeichert. Über ein Portal werden die Informationen den betreffenden Ärzten, Spitälern oder Apotheken zugänglich gemacht.

E-health ist in. 
ELGA, du liegst voll im Trend.
 Dass meine Gesundheitsdaten zentral – und nicht mehr in unterschiedlichen Krankengeschichten bei verschiedenen
Ärzten – erfasst sind, gibt mir die notwendige Sicherheit und Transparenz. Die Informationen stehen immer und überall zur Verfügung, das macht mich voll unabhängig. Du stärkst meine Mündigkeit als Patientin total.

In der Praxis spielst du für mich eine wichtige Rolle. Z.B. muss ich meinem Hausarzt nicht mehr erzählen, dass ich im Krankenhaus war und dort untersucht wurde. Auch im Bereich der Heilmittelversorgung trägst du dazu bei, Arzneimittel- Wechselwirkungen zu vermeiden. Derzeit besteht für mich als Versicherte der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse das Risiko, dass mir in nur einem Monat zwölf verschiedene Ärzte 23 verschiedene Wirkstoffe in insgesamt 29 Medikamenten verordnen.

Bei all deinen Vorteilen ist es völlig unverständlich, warum dir die Öffentlichkeit so viel Ablehnung entgegenbringt. Nicht nur inhaltlich wirst du scharf kritisiert, sondern besonders deine Kosten von mehreren Millionen Euro sorgen für Aufregung. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würdest du das Minus im Gesundheitswesen geradezu explodieren lassen. Es ist richtig, dass unser Gesundheitssystem bereits jetzt an den Grenzen seiner Finanzierbarkeit angelangt ist.

Die Finanzkrise hat ihre Spuren hinterlassen und auch die steigende Lebenserwartung, die zunehmenden chronischen Erkrankungen sowie der medizinisch-technische Fortschritt haben ihren Teil dazu beigetragen.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass sich das Gesundheitssystem nicht reich sparen kann. Hätten deine Kritiker Ahnung von Wirtschaft, wüssten sie, was kluge Zukunftsinvestition bedeutet.

Stattdessen versucht diese abscheuliche Neidgesellschaft, dich zu vernichten. Du bist einfach zu jung, zu intelligent und was der Punkt auf dem I ist, auch noch mit einem schönen, erfolgreichen Mann, dem gläsernen Patienten, verheiratet. Da muss man etwas dagegen tun. 

Es ist wirklich traurig…


Ich hätte ursprünglich geplant, morgen top-vorbereitet zu erscheinen. Stattdessen habe ich einen ziemlich zachen Tag hinter mir, ich hätte ein paar Mal vergeblich versucht, Clemens anzurufen und bin noch lange nicht mit meinen Vorbereitungen für morgen fertig. 


In diesem Sinne X X X

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen